Jetzt auf der Heimfahrt zu den Feiertagen 2022 schweiften meine Gedanken zu einer erlebnisreichen Zugfahrt an Weihnachten vor einigen Jahren zurück.
Am Tag des 24.12.2010 freute ich mich auf eine schöne und entspannte Zugfahrt von Hannover nach Leipzig, um mit meiner Familie Weihnachten zu feiern. Ich konnte ja nicht ahnen, dass dies zu einem unvergesslichen Erlebnis werden würde!
An diesem Tag hatte es besonders stark geschneit, aber zum Glück schaffte es unser Zug ohne Zwischenfälle aus dem Bahnhof. Doch auf halber Strecke blieb unser Zug wegen des starken Schneefalls in einer Schneewehe stecken. Wir saßen völlig fest und konnten weder vorwärts noch rückwärtsfahren.
Oh je! Wir waren alle auf dem Weg zu unseren Familien und wollten bei der Bescherung am Nachmittag eigentlich zu Hause sein. Doch anstatt sich über unser Missgeschick zu ärgern, beschlossen wir, das Beste aus dieser Situation zu machen und begannen im Abteil, Geschichten über unser Leben und andere Erfahrungen auszutauschen.
So erfuhr ich, dass ein Mitreisender sogar eine Weihnachtsgans für das Festessen des ersten Weihnachtstages in seinem Gepäck hatte. Wir hofften für uns alle, dass die Gans rechtzeitig ihr Ziel erreichte. Andere Gäste erzählten, dass sie in letzter Minute beschlossen hatten, auf Grund der Wetterlage nicht mit dem Auto zu fahren, und dass es sicherer wäre den Zug zu nehmen! Inzwischen saßen wir nun an diesem Heilig Abend schon mehrere Stunden fest und hatten keine Aussicht, wann unsere Reise weitergehen würde.
Da es bei einigen Familien Tradition ist zu Weihnachten zu musizieren, begannen einige schon bald Weihnachtslieder zu singen und irgendwann stimmten wir alle mit ein.
Das Zugpersonal kümmerte sich innerhalb ihrer Mittel rührend um uns, versorgte uns mit kostenfreien Speisen und Getränken aus dem Bordrestaurant, sang mit uns und tat alles, was ihnen einfiel, dass sich alle Fahrgäste während dieses ungeplanten „Zwischenstopps“ sicher und wohl fühlten. Es wurde sogar ein Wagon kurzerhand zum Raucherabteil erklärt. Wogegen ein paar Fahrgäste zwar höflich Einspruch erhoben, aber es beschwerte sich niemand wirklich. Es war ja Weihnachten!
Die Stunden vergingen wie im Flug, während wir uns unterhielten, lachten und mehr über die weihnachtlichen Bräuche der anderen erfuhren. In diesen Momenten der Gemeinschaft und des Verständnisses habe ich darüber nachgedacht, worum es an Weihnachten eigentlich geht: mit Menschen zusammen zu sein, Freude zu verbreiten und das Leben in all seinen Formen zu feiern oder eben hinzunehmen wie es ist, wenn man die Situation nicht ändern kann.
Schließlich, nach vielen Stunden, in denen wir gemeinsam in der Schneewehe festsaßen, wurden wir am späten Abend über eine Notleiter in einen anderen Zug gerettet, der glücklicherweise auf einem Nebengleis fahren konnte. Endlich konnten wir alle nach unserem insgesamt zehnstündigen Zwischenstopp die Reise fortsetzen. Das war sicherlich eine Erfahrung, die keiner von uns je vergessen wird – vor allem, weil trotz dieser ungewöhnlichen Umstände alles gut ausgegangen ist!
Wir waren nicht nur alle sicher an unserem Ziel angekommen, sondern wir betrachteten uns aufgrund unseres gemeinsamen Abenteuers auf dieser Zugfahrt nun als Gemeindschaft.
Das aufregendste Abenteuer dieser Weihnachten fand nicht in einem fernen Land statt, sondern auf einer Zugfahrt zwischen Hannover nach Leipzig! Was als gewöhnliche Reise begann, wurde zu einem Tag voller Überraschungen – und, was noch wichtiger ist, voller Toleranz und Großzügigkeit von den Menschen um uns herum. Wenn Sie also in diesem Jahr bei Ihren Urlaubsplänen auf der Suche nach einzigartigen Erlebnissen sind, sollten Sie unbedingt eine Fahrt mit dem Zug machen. Sie wissen nie, was für magische und unvergessliche Momente Sie erwarten.